Über Sliven Hilfe für die Ukraine

aus dem Jahresbrief 2023/2024

Wir sehen täglich in den Nachrichten die Bilder von dem unvorstellbaren Leid der Menschen in der Ukraine. Und wir sind gleichzeitig sehr dankbar, nicht einfach nur ohnmächtig zuschauen zu müssen, sondern aktiv den Menschen in der Ukraine helfen zu können. Und wir sind sehr ermutigt in unserer Partnerschaft zur Gemeinde von Pastor Stoyan in Sliven.
Bis vor wenigen Jahren haben wir die Gemeinde in Sliven mit ihren ca. 30 überwiegend Romagemeinden, die von ihr versorgt werden, mit Hilfsgütertransporten unterstützt. Tonnenweise haben wir Kleidung, Lebensmittel und Möbel gesammelt und mit großen LKW Zügen nach Bulgarien gebracht. Bei unseren Reisen haben wir Jahr für Jahr gesehen, wie die Hilfen ankamen und sich die Lebensverhältnisse der Menschen in der Region verbessert haben.
Was für ein Glück nun bei aller Not des Krieges in der Ukraine zu erleben, wie die Gemeinde in Sliven mit eigener Kraft und der finanziellen Unterstützung durch uns und andere in der Lage ist, mit eigenen Hilfstransporten so wirkungsvoll Hilfen in die Kriegsgebiete in der Ukraine zu bringen. Pastor Stoyan ist inzwischen 16 mal mit Transporten in der Ukraine gewesen. Die Gefahren für Leib und Leben sind dabei immens. Stoyan erzählt von Drohnenangriffen, die sie unversehrt im Auto überstanden haben. Bei einer der Fahrten waren sie für drei Tage im Dorf Khomutets. Nur vier Stunden nachdem sie das Dorf verlassen hatten, wurde es von einem russischen Bombenangriff dem Erdboden gleich gemacht.
Stoyan erzählt wie oft sie bei ihren Besuchen plötzlich in die Schutzbunker fliehen mussten und Stunden dort im Dunkeln zubrachten. Er schreibt: „Wir waren zutiefst betroffen wie gerade die Kinder in der Dunkelheit der Bunker und dem Lärm der Raketen und Bomben unter großen Ängsten litten.
Und auch sonst ist vor allem der fehlende Strom in den Wohnungen und Häusern ein Problem. So haben Stoyan und seine Helfer neben Lebensmitteln, Arznei, Kleidung und Schlafsäcken bei den letzten Fahrten vor allem Stromgeneratoren, solarbetriebene Lampen und auch kleine Gaskocher zum Zubereiten von Essen geliefert. Und gerade für die Stromgeneratoren haben wir in diesem Jahr jeden Sonntag unsere Diakoniekollekten gesammelt und erfahren, dass unsere Kollekten und Spenden elementare Überlebensunterstützung für ungezählte Menschen sind.
Wie gefährlich die Fahrten sind haben Stoyan und die anderen Fahrer beim 10. Transport erlebt. Sie kamen auf einer Straße in der Ostukraine mit beiden Fahrzeigen unter russischen Beschuss. Sevda, der Fahrer eines der beiden Fahrzeuge, wurde von einem Granatsplitter getroffen. Sie konnten ihn unter größter Gefahr in ein Krankenhaus bringen, wo er notoperiert wurde, aber leider nach sieben Tagen verstorben ist.

All dies hat Stoyan und die anderen nicht davon abgehalten, die Hilfstransporte fortzusetzen. Allerdings haben sie für die nächste Fahrt kugelsichere Schutzwesten und Helme angeschafft.


Stoyan schreibt, wie sehr ihn diese Fahrten auch mental mitnehmen, wenn er das Leid und die Ängste der Menschen hautnah erlebt und sie selbst nicht wissen, was auf sie zukommt.
Er schreibt: „Wir waren wenige Kilometer von der Front auf einer Straße zwischen zwei Dörfern unterwegs. Es war eigentlich wegen der schlechten Straßenverhältnisse nicht möglich schneller als 50 bis 60 Stundenkilometer zu fahren. Dann begann ein Beschuss unserer Fahrzeuge und wir sind nur so schnell wie möglich durch diesen Beschuss hindurchgefahren. Es waren gewiss 120 Stundenkilometer und wir haben es tatsächlich geschafft da unverletzt wieder herauszukommen.

Die Transporte sind möglich, weil Pastor Stoyan gute Kontakte zu Pastoren in der Ukraine hat, und es sprachlich auch möglich ist, sich zu verständigen.

So können die Transporte sehr gezielt zusammengestellt werden. Viele Kirchen in der Ukraine sind zu Fluchtstationen für Menschen aus den Frontgebieten geworden. Die meisten bleiben auf ihrer Flucht nur einige Tage bis sie weiter nach Westen ziehen. Aber in dieser Zeit müssen sie versorgt werden. So bleiben die Transporte weiter wichtig. Stoyan schreibt: „Besonders jetzt wieder vor dem Winter ist unsere Hilfe so wichtig. Jede finanzielle Unterstützung tut gut für Kleidung, Decken, Essen, und die Generatoren. Aber auch die Autos müssen immer wieder repariert werden und die Fahrtkosten gedeckt werden.“
In den Berichten, die wir regelmäßig bekommen, schildert Stoyan, wie sehr es ihn bewegt, mit den ukrainischen Menschen Gottesdienste zu feiern und oft auch beim Verteilen der Hilfsgüter spontan zu beten.
Stoyan: „Im Krieg gibt es keine ungläubigen Menschen. Wir sind immer wieder bewegt, wenn wir angesprochen werden, mit wildfremden Menschen zu beten und wie offen sie für Gottes Wort sind und dann neu Hoffnung für ihr Leben und zum Durchhalten bekommen.“.

Es gäbe noch so viel zu berichten: Von der Hilfsbereitschaft der Gemeindeglieder in Sliven, die in einer der ersten Kriegswochen selbst 1000 Lewa (umgerechnet ca. 500 Euro) gesammelt haben, um Lebensmittel für die Transporte zukaufen.
Eine ganze Reihe von Familien aus der Gemeinde in Sliven haben ihre Wohnungen geöffnet und aus der Ukraine geflüchtete Menschen bei sich aufgenommen. Die Gebäude des Ferienlagers in Kableschkovo wurden früh Anfang des Jahres hergerichtet und dann 27 Personen aus der Ukraine dort untergebracht und versorgt.

Und dann, kaum vorstellbar, kam das Erdbeben in der Türkei dazu. Und zwischen den Fahrten in die Ukraine wurden Hilfsgüterfahrten in die Erdbebengebiete der Türkei gemacht.

Kein Wunder wenn Jany, Stoyans Frau, uns bittet, für sie in Sliven und vor allem für ihren Mann und die anderen Helfer und Mitfahrer zu beten. Ja, wir spüren bei aller finanziellen Hilfe ist auch unser Beten eine Ermutigung für alle Freunde.

Wir haben bisher schon mit Ihrer und Eurer Unterstützung und den Kollekten fast 20000 Euro an Hilfe für die Ukraine weitergeben können. Wie gut, dass wir nicht ohnmächtig zusehen müssen, sondern über die Freunde in Sliven Hunderten von Menschen in der Ukraine helfen können. In einem unserer Gottesdienste haben wir das nötige Geld (400 Euro) für einen etwas größeren Stromgenerator, wie er in einem Alten- oder Kinderheim gebraucht wird, sammeln können. Drei Tage später bekamen wir die Nachricht aus Sliven, dass sie genau einen solchen etwas größeren Generator für den anstehenden Transport gebraucht haben. Wir haben gespürt, wie gut das Gefühl tut, anderen Menschen in ihrer Not haben helfen zu können.
Beten wir für Bewahrung aller Helferinnen und Helfer und beten wir für Hoffnung und Ermutigung für die Menschen in der Ukraine. Und vielen Dank allen, die die Transporte weiter auch finanziell mit unterstützen.